Erfahrungen mit Hundetrainern Teil I

Die ersten Erfahrungen machten wir mit einer Hundetrainerin die u.a. am Tierheim Nürnberg arbeitet. Ich wollte meinem Hund die Möglichkeit geben außerhalb des eigenen Rudels andere Hunde kennenzulernen. Das einzige was wir aus dieser Erfahrung mitgenommen haben war ein Zwingerhusten.

Damals dachte ich Mika braucht die Anwesenheit fremder Hunde. Er hatte ja „nur“ Finn. Im Nachhinein war es eine Schnapsidee. Die Spielstunde fand am Tierheim Nürnberg in abgetrennten „Pferchen“ statt. Es waren ca. 10-15 Hunde unterwegs. Zwei Hundetrainer waren dort um die Lage zu „kontrollieren“.

Nachdem ich Mika mit in den Pferch genommen hatte erkannte ich meinen eigenen Hund nicht mehr. Er benahm sich total daneben und begann damit andere Hunde zu besteigen. Das Verhalten wurde von den Trainern sofort als „sexuell motiviert“ eingestuft. Klar benahm er sich daneben – das gebe ich zu. Die Situation war total chaotisch. Hunde verschiedener Größen wurden zusammengewürfelt. Es ging hektisch zu. Herrchen und Frauchen standen in der Gegend herum ohne sich großartig um ihre Hunde zu kümmern. Einige Hunde hatten vorher wohl keinen Auslauf, weil sie die Gehege voll kackten und ihre Energie an Artgenossen ausließen. Zum Glück für die Trainerin, dass nichts passier ist. Bei einer dieser Begegnungen zeigte man mir einen kastrierten Parson Russell, welcher ansprechbar war. Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Die Trainerin kannte meine Meinung über Kastration.

Der Höhepunkt des Ganzen war die Begegnung mit einem anderen Trainer der scheinbar fürs Tierheim Nürnberg arbeitet und der wohl der Mentor „unserer“ Trainerin war. Er hatte seinen alten Mali-Rüden im Gehege gegenüber. Er beobachtete Mika kurz und bevor er was sagen konnte war er schon auf dem Weg mit Mika unterm Arm zu seinem Rüden. Beide Pferche wurden durch einen Maschendrahtzaun getrennt. Starr vor angst beobachtete ich die Szene. Der Typ erklärte mir dann locker, dass sein Hund alt ist und das er eh keine Zähne mehr hat und dass sein Hund meinem mal Respekt beibringt. Ich muss sagen ich war wirklich starr vor Angst, so dass ich erst mal nichts raus brachte, fragte mich aber innerlich, ob der Typ nicht alle hat. Gut es ist nichts passiert, aber was soll das? Danach erklärte bzw. prophezeite er mir, dass ich mit ihm eines Tages großen Ärger haben werde und das die Eier einfach weg müssen. Danach würde er sich beruhigen.

Erschüttert von diesem Erlebnis ging ich nach Hause und telefonierte erst mal mit meiner Züchterin. Sie fragte mich ganz ruhig, was ich mir von solchen Hundespielstunden verspreche. Der Gedanke war, Mika etwas Abwechslung zu bieten. Ihm mit anderen Hunden zusammen zu bekommen, da er einmal schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Die ganze Aktion hätte alles verschlimmern können. Ich ließ mir Zeit darüber nachzudenken, warum mein Hund sich so dermaßen daneben benommen hat. Dann startete ich einen Versuch: Wir nahmen an privaten Gassigruppen teil. Zuerst drei Hunde, dann vier und dann sieben Hunde. Die Theorie der Trainer war ja, dass sein Verhalten sexuell motiviert war. In der kleinen Gassigruppe waren Hündinnen, Rüden und auch Kastraten. Die Anfangsphase war etwas heikel, da man sich einander abgecheckt hat. Jedes Mal waren andere Hunde dabei. Nach jedem ersten „Check“ war mein Hund aber ganz normal ansprechbar und auch abrufbar. Warum das auf einmal?

Die Antwort:
– Das Treffen fand nicht in einem „Pferch“ statt wo Hunde durch die Gegend schießen.
– Das Umfeld war ruhig.
– Es war genug Platz zum Ausweichen da.
– Die Halter konzentrierten sich auf ihre Hunde
– Wir waren alle in Bewegung, blieben nicht stehen.

Fazit:
Das Verhalten war stressbedingt und nicht bedingt durch einen zu hohen Testosteronspiegel. Was ich mir schon dachte, denn im Rudel gab es keine Probleme mit Besteigen oder Bedrängen.

Warum kann es also zu solch einer Fehleinschätzung kommen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Als Hundetrainer sollte man voreilige Schlüsse vermeiden. Den Hund in unterschiedlichen Situationen beobachten bevor man sich zu einem Schluss hinreisen lässt.

Wieviele Menschen glauben einer solchen Einschätzung?! Es sind nicht wenige, die auf Hundetrainer hören. Die meisten nehmen alles für bare Münze was man ihnen sagt. Dabei ist selbst mitdenken so wichtig. Man sollte schon ein Gefühl für seinen Hund haben um einschätzen zu können ob das alles richtig ist, was die sagen. Man darf sich nicht darauf verlassen. Mitdenken ist gefragt.

Etwas später habe ich selbst angefangen, Menschen mit ihren Hunden zu beraten. Wenn auch nur in kleinem Rahmen, so hab ich immer darauf geachtet nie vorschnell ein Urteil zu fällen. Das was man in einer oder zwei Stunden sieht ist nur ein kleiner Prozentsatz dessen was wirklich los ist. Oft ist das Bild dadurch verfälscht, dass sich die Hundehalter anders benehmen als sonst.

Aus Zeitgründen habe ich aufgehört andere Menschen mit ihren Hunden zu beraten, aber ich bekomme von einigen immer noch Anrufe oder Mails. Manche von ihnen, haben andere Hundeschulen besucht, nach dem ich aufgehört habe. Ihnen geht es jetzt genauso wie mir damals.

4 Gedanken zu “Erfahrungen mit Hundetrainern Teil I

  1. Du hast Recht, Hundeschulen sind nicht immer der richtige Weg. Unsere beiden Vierbeiner waren dort einfach total überfordert und wir sind dann nach ein paar Mal auch nicht mehr hingegangen.

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    • Das Problem ist die Verkommerzialisierung. Die HS bieten jeden erdenklichen Firlefanz an um Geld zu verdienen. Die können sich gar nicht gezielt und individuell mit einem Kunden auseinandersetzen. Das wollen manche auch gar nicht. Früher war das auch nur ein Nebenjob, zum dazu verdienen. Ich kenne eine Hundeschule, die ihre komplette Büro-Einrichtung mit Apple Geräten ausgestattet hat. Da frag ich mich: wie geht das?!

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  2. Es ist wirklich nicht einfach, eine gute, d.h. kompetente und erfahrene Hundeschule zu finden. Ich rate meinen Welpenkäufern immer, sich auf ihr Bauchgefühl zu verlassen und zu sagen, wenn sie mit etwas nicht einverstanden sind. Als Kunde muss man sich nicht alles gefallen lassen, bzw. alles mit seinem Hund machen lassen, nur weil man dafür bezahlt hat. Inzwischen sehe ich den Besuch von Hundeschulen, auch und gerade den Besuch von Welpenspielstunden, mit gemischten Gefühlen. Es kann so viel schief gehen, und man kann seinem Hund (ungewollt und in der besten Absicht) so viel Schaden zufügen.

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    • Oh je Welpenstunden. Es ist absolute Zeitverschwendung. Was sagte meine Züchterin: wenn man erwartet, dass Welpen von anderen Welpen was gescheites lernen, dann ist man entweder naiv oder man ist auch der Meinung das Erstklässler was sinnvolles voneinander lernen. Meine Züchterin hat sehr viele Hunde. An die „Babies“ lässt sie hauptsächlich die erfahrenen Hunde, die auch mal korrigieren.

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